Aufmerksamkeit und Schulreife

Gebannt lauschen die Kinder der Stimme der Lehrerin, die aus einem spannenden Buch vorliest. Es ist so leise, dass man eine Stecknadel runterfallen hören könnte.📍
Wenn Kinder ihre gesamte Aufmerksamkeit aus freien Stücken auf DIE EINE Sache lenken können, ist Lernen ganz einfach. Doch wie kann man eigentlich aufmerksam sein?
Zuerst einmal sollte diese eine Sache das Interesse des Kindes wecken. Gründe, aus denen man Interesse an einer Sache haben könnte, sind vielfältig:
 
💥Die Sache könnte neu und spannend sein
🥳Es könnte Spass bedeuten
😨Es könnte aber auch bedrohlich sein
👑Vielleicht bedeutet es ein Privileg, Geschenk?
 
Welche Gefühle durch oder mit Aufmerksamkeit entstehen können, ist total unterschiedlich. Oft sind wir so lange aufmerksam, bis wir einschätzen können, ob das Neue positiv, negativ, lustig, langweilig, schon bekannt, gefahrlos oder eben gefährlich ist. Die vermutlich höchste Aufmerksamkeit erreichen wir, wenn wir von etwas total fasziniert sind oder wir totale Furcht haben.
Es gibt aber auch gewisse Voraussetzungen in uns selber um aufmerksam sein zu können. Die hören sich zuerst einmal völlig banal an:
 
🔶Wir müssen einen gewissen Wachheitsgrad haben.
🔶Wir müssen unsere Sinne gut einsetzen können:
 
🔶Um beispielsweise einer vorgelesenen Geschichte zu folgen, müssen wir die Lehrerin gut hören und verstehen können. 👂🗣Dabei sollten wir uns durch nichts ablenken lassen. Weder durch das Scharren der Hausschuhe des Nachbarn, der vor lauter Angespanntheit nervös mit den Füssen zappelt, noch vom Vogelgezwitscher, das durch das offene Fenster dringt. Auch sollte unsere Hörverarbeitung so gut sein, dass wir die Worte korrekt verstehen und die Geschichte richtig interpretieren können. (Dazu mehr in einem anderen Beitrag, wenn es um die Hörverarbeitung geht.)
🔶Unser Körper sollte uns nicht stören: das heißt, wir sollten uns in unserem Körper wohl fühlen. Manche Kinder fühlen sich ständig getrieben, unruhig, nervös, ängstlich, unsicher. Oft liegt die Ursache dafür im eigenen Körper. Manchmal stört der Zettel im Hosenbund,🩳 weil das Kind sehr berührungsempfindlich in diesem Bereich ist und diesem Zettel ständig im Unterbewusstsein ausweicht und hibbelig wirkt. Ein anders Kind ist mit den unbequemen Jeans beschäftigt oder dem kratzenden Pullover, den seine Freundin aber als total angenehm weich empfindet.
🔶Wiederum ein anders Kind stört der Geruch des angebissenen Apfels 👃🍏im Schulranzen seines Banknachbarn und kann sich kaum dagegen wehren.
🔶Manche unter uns können einer Geschichte am besten folgen, wenn sie die Augen schließen. Dann werden sie nicht durch visuelle Stimuli, die überall im Schulzimmer herumhängen, abgelenkt.👀
🔶Wir sollten in uns ruhen, das heißt unsere Sinne, die das Gleichgewicht beeinflussen, sollten so gut ausgereift sein und koordiniert zusammenarbeiten, dass wir eben im Gleichgewicht ⚖️sein können und uns nicht gleich überall hinlegen müssen.
Dies sind nur ein paar Beispiele dafür, wie uns unser Körper davon abhalten kann, aufmerksam zu sein.
Wir können uns noch so viel Mühe geben und uns anstrengen, solange diese Ablenkungen in uns selbst vorhanden sind und persistieren, haben wir es schwer, unsere volle Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, das uns nicht total fasziniert und wir alles um uns herum vergessen können.
Wenn wir aber etwas gefunden haben, das uns in seinen Bann zieht, dann ist unser Fokus sogar sehr stark!🎯 Denn dann sind wir wirklich mit unserer gesamten Aufmerksamkeit dort und nichts kann uns stören, nicht einmal unser eigener Körper. Dieser Hyperfokus ärgert dann manchmal die Eltern und Lehrpersonen, denn aus diesem Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit kommen wir nicht so gerne wieder raus 😉
 
👉Wenn dein Kind also oft nicht aufmerksam ist, dann ist es womöglich mit etwas anderem beschäftigt, von dem es nicht so einfach loskommen kann, weil es nämlich ständig in seinem Unterbewusstsein präsent ist.
 
Wie finde ich heraus, wie ich mein Kind unterstützen kann, aufmerksam zu sein?
🔶Ist dein Kind ein Zappelphilipp?
 Wenn sich dein Kind ständig bewegt, kann das eine Strategie sein, sich wach zu halten, oder die Wachheit und somit die Aufmerksamkeit zu erhöhen.
🔶Frage dich, ob es etwas gibt, das die Aufmerksamkeit deines Kindes beansprucht:
beispielsweise eine Hypersensibilität auf Berührung, Kleider, Gerüche, Geräusche, Licht, oder ein schlechtes Gleichgewicht. Oder sieht und hört es alles, um vielleicht die Kontrolle zu behalten?
🔶Beobachte die Körperhaltung deines Kindes.
🔶Fällt es schnell in sich zusammen, sobald es sitzt, oder nimmt es spezielle Sitzpositionen ein, wie zum Beispiel den Zwischenfersensitz, kniet es auf dem Stuhl oder schlingt es die Beine um die Stuhlbeine?
 
Falls dein Kind mit solchen Störfaktoren beschäftigt ist, ist möglicherweise seine neuromotorische Entwicklung noch nicht ganz so ausgereift, wie sie sein könnte. Glücklicherweise kann man dies auf sanfte Weise nachholen und anschubsen.🍀
 
Die Entwicklungsförderung nach INPP analysiert genau, wo dein Kind in der neuromotorischen Entwicklung steht und fördert es individuell. Ich bin immer wieder glücklich, zu sehen, wie stark die Eltern entlastet sind, wenn sie erfahren, dass ihr Kind „nur noch nicht ganz so weit“ ist, und deshalb nicht gleich zum Kinderpsychologen muss. Die Tatsache, dass sie für ihr Kind etwas tun können, macht sie glücklich und die Erklärungen sind logisch und nachvollziehbar.
Die Fortschritte der Kinder sind oft riesig, manchmal schleicht sich die Normalität aber auch einfach so ein. Klar, die Kinder brauchen eben einfach noch etwas Zeit, die kann aber gut genutzt werden!🌱🌳 Einfach mal abwarten bringt meist nicht die erhofften Entwicklungsschritte.
🔶Hast du Fragen zu deinem Kind oder zu INPP ?Kontaktiere mich gerne und info [at] physio-rota [dot] ch